Presse
Schwarzwälder Post,
Freitag/Samstag, 12./13. September 2014
In 34 Stunden 168 Kilometer
und fast 10.000 Höhenmeter überwunden
Bernd Kuderer lief in diesem Jahr den Ultra-Trail du Mont-Blanc bei
optimalen Wetterbedingungen in der Originalversion
Zell-Unterharmersbach (as). UTMB - diese vier Buchstaben lassen die
Augen eines ambitionierten Ultraläufers glänzen. Sie
stehen für »Ultra-Trail du Mont-Blanc«, ein Rennen über eine Entfernung
von 168 Kilometern, gespickt mit 9800 Höhenmetern.
Bernd Kuderer von der LG Brandenkopf war bei diesem »Lauf der
Superlative«, der Riesenkräfte erfordert, erneut am Start.
Gestartet wird der Ultra-Trail in Chamonix, die Strecke führt dann
gegen den Uhrzeigersinn über zehn Pässe rund um das Mont Blanc-Massiv
wieder zurück nach Chamonix. Um an diesem seit 2003 durchgeführten
Wettkampf starten zu können, muss man Glück und eine riesige Kondition
haben. Glück, weil es
mehr als doppeit so viele Bewerber wie Startplätze gibt und somit das
Los über eine Teilnahme entscheidet. Kondition, da man sich nur für
einen Startplatz bewerben
kann, wenn man durch Teilnahme an anderen anspruchsvollen Ultratrail
Läufen eine geforderte Mindestpunktzahl vorweisen kann.
Dieses Jahr hatte Bernd Kuderer wieder Glück. Nachdem 2012 derart
schlechte Wetterbedingungen geherrscht hatten, dass eine verkürzte
Variante durchgeführt werden
musste, waren die Wetterbedingungen in diesem Jahr nahezu optimal und
die Zeichen für ein tolles Rennen auf der Originaldistanz standen gut.
Der Countdown zum Ultra-Trail in Chamonix am Freitag, 29. August fiel
pünktlich um l6:30 Uhr: als Startmusik ertönte »Conquest of Paradise«.
Und über 2300 Läuferinnen und Läufer - darunter
rund 80 Deutsche - liefen frenetisch angefeuert durch enge
Menschengassen aus der Stadt hinaus. Darunter eben auch Bernd Kuderer.
.....................................................................................................................................
Rund ein Drittel der
Läufer wird das Ziel nicht erreichen
.....................................................................................................................................
Im Folgenden berichtet der 49-jährige Athlet selbst, wie er den den
Ultra-Trail erlebte: »Der Anfang ist schnell und von Hektik begleitet.
Die einen laufen vor, andere fallen
zurück. Manche sehen sich nach ihren Lauffreunden um oder laufen so
schnell, als wäre das Rennen schon bald wieder zu Ende. Aber selbst die
Schnellsten benötigen für
diese Strecke unglaubliche 21 Stunden, und mehr als ein Drittel wird
das Ziel aus verschiedenen Gründen nicht erreichen. Also noch viel
Zeit, in das Rennen zu finden!«
Nach acht Kilometern auf breiten Forstwegen beginnt ab Les Houghes der
erste Anstieg von 870 Höhenmetern zum »Warmlaufen« auf den Delevret.
Hier zieht sich das Feld bereits merklich auseinander. Nach 21
Kilometern ist
dann der erste Abstieg nach St. Gervais geschafft, und die Läufer
erwartet dort eine Stimmung wie auf einem Volksfest. Die erste von
insgesamt 15 Verpflegungsstationen ist erreicht: Es stapeln sich Berge
von Brot, Keksen,
Käse, Salami, Orangen, Bananen, Nüssen, Schokolade neben Nudelsuppe,
Wasser, Cola und vielem mehr. Der Weg ist lang, und der Bedarf von rund
15.000 Kalorien und 15 bis 20 Litern Flüssigkeit will gedeckt sein.
Ab St. Gervais beginnt der lange Anstieg über 1800 Höhenmeter zum Croix
du Bonhomme, der bereits in der Dunkelheit und mit Stirnlampe gelaufen
wird. Über Les Chapieux, den Col de la Seigne (2507 Meter), den Lac
Combal, den Arete du Mont
Favre (2417 Meter) und den Col Checruit wird die italienische Stadt
Courmayeur bei Kilometer 77 bereits wieder im Tageslicht erreicht.
.....................................................................................................................................
Halbzeit in Italien:
Es warten »nur noch« 4900 Höhenmeter, 84 Kilometer und fünf Berge
.....................................................................................................................................
In Courmayeur schläft noch alles, bis auf ein paar unermüdliche
Streckenposten, die den Weg weisen. Wirklich tapfer, was sie leisten!
Selbst
auf den windigen Passen stehen die ganze Nacht über Posten, welche die
Läufer kontrollieren, Zwischenzeiten nehmen, kleine Wehwehchen
versorgen oder die Verpflegung reichen. Das Feld hat
sich inzwischen sehr stark gelichtet. Am Refugio Bertone hoch über
Courmayeur, (1980 Meter/Kilometer 82) ist die Hälfte der gesamten
Höhenmeter geschafft! »Nur noch« 4900 Höhenmeter, 84 Kilometer und fünf
Berge!
Am Horizont kann man bereits den höchsten Punkt der Runde, den Grand
Col Ferret, (2527 Meter), erkennen. Vor diesem Anstieg muss allerdings
zuerst noch ins Tal hinab, nach Arnuva, (1770 Meter), gelaufen werden.
In La Fouly (1600 Meter, Kilometer 110) wird nach Frankreich und
Italien nun die Schweiz
betreten. Über Praz de Fort (1161 Meter), Champex Lac, (1480 Meter) und
den Bovine (2030 Meter) wird bei Kilometer 139 Trient erreicht. Ab
Trient geht es dann wieder in der Dunkelheit und mit Stirnlampe
»bewaffnet« weiter über die letzten beiden großen Berge - den Catogne
(2020 Meter) und den Tete aux Vents (2127 Meter) nach Chamonix.
Die Gesamtlaufzeit von 34:40 Stunden bedeutete für Bernd Kuderer den
274. Gesamtrang und Platz 93 in der Altersklasse V1H, sowie Platz 7
unter den deutschen Läufern. Dieser Erfolg wurde dank einer langen
Vorbereitungszeit, welche optimal verlaufen war, erreicht; nicht
zuletzt durch die Unterstützung von Kuderers Ehefrau Marcella, die als
Heilpraktikerin Blessuren umgehend behandeln und als Beraterin in
Sachen Mineralstoff- und Vitaminversorgung stets zur Seite
gestanden war.
Durch enge Menschengassen und unter viel Applaus ging es in Chamonix
für Bernd Kuderer und über 2300 andere Athletinnen
und Athleten hinauf in die Welt der Berge.
Foto:
Sabrina Kuderer
zurück
__________________________________________________________________________